1950 – 1960: Grosse Solidarität und Kampf gegen die Armut
Einige Mitgliedorganisationen von Unité wurden bereits vor über 100 Jahren gegründet und die ersten Einsätze der Personellen Entwicklungszusammenarbeit (PEZA) fanden schon in den 1950er-Jahren statt. Diese unterschieden sich jedoch stark von der PEZA wie wir sie heute kennen, hat diese sich doch seit ihrer Entstehung kontinuierlich verändert und weiterentwickelt – genauso wie die Entwicklungszusammenarbeit im Allgemeinen.
Die offizielle Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz hat ihre Anfänge in den 1950er-Jahren, als das Land mit tiefer Betroffenheit auf die Armut in den vom Krieg geprägten europäischen Nachbarländern sowie in den ehemaligen Kolonien in Afrika, Lateinamerika und Asien reagierte. Die grosse Solidarität der Schweizer Bevölkerung und der Wille, etwas zur Bekämpfung des Elends und zur Friedensförderung in der Welt beizutragen, führte zur Gründung zahlreicher Entwicklungs-NGOs. Das Ziel dieser Organisationen war in erster Linie die Linderung der Not, welche durch mangelnde Entwicklung und lokale Konflikte verursacht wurde. Dabei wurden weder die Ursachen dieser Phänomene hinterfragt noch Position zu den durch das Wirtschaftssystem verursachten Ungleichheiten bezogen.
1960-1970: Die ersten «Schweizer Pioniere»
In der Anfangszeit waren es vorwiegend Laienhelfer:innen, Missionare und Vertreter:innen der Dritte-Welt-Solidaritätsbewegung, welche meist für private Hilfswerke und kirchliche Organisationen in der «Dritten Welt» im Einsatz standen. Mit der Gründung des Dienstes für technische Hilfe – der heutigen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) – im Jahr 1960 formalisierte die Schweiz ihr Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit; 1963 reisten die ersten «modernen Schweizer Pioniere» im Namen des Bundesrats nach Afrika, um mit der Bevölkerung vor Ort die Entwicklung in Tunesien und Kamerun voranzutreiben.
Die Ambitionen, guten Absichten und der Tatendrang dieser «Fortschrittsbringer» waren gross, doch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wurde grösstenteils dem Zufall und dem persönlichen Engagement der Einsatzleistenden überlassen. Die meisten Hilfs- und Entwicklungsprojekte wurden damals von Akteur:innen aus dem Norden aufgegleist und umgesetzt, sodass die betroffenen lokalen Gemeinschaften im Globalen Süden oft nur als Begünstigte beteiligt waren. Die (Personelle) Entwicklungszusammenarbeit fand vor allem in eine Richtung statt, indem die wirtschaftlich weiterentwickelten Industrieländer ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in die Entwicklungsländer einbrachten. Doch schon damals brachten die Einsatzleistenden ihre Erfahrungen zurück in die Schweiz und trugen zur Information und Sensibilisierung der Bevölkerung bei. Im vor-Internetzeitalter spielten die Rückkehrer:innen dank ihrem Einblick in die hier bisher wenig bekannten Weltregionen eine wichtige Rolle beim Bekanntmachen der Lebensrealitäten und der Anliegen des Globalen Südens.
Gründung Unité, 18. April 1964: 15 Hilfswerke gründen die «Arbeitsgemeinschaft für den Einsatz junger Berufsleute in Entwicklungsländern» (AJBE). Die Aufgaben der AJBE sind die entwicklungspolitische Information, die Unterstützung bei der Entsendung von Schweizer Freiwilligen in Entwicklungseinsätze sowie die Beratung für Rückkehrer:innen. Werte wie Partnerschaft und Solidarität wurden von Anfang an gross geschrieben und wie der Name signalisiert, lag der Fokus schon seit Beginn auf Einsätzen von gut ausgebildeten Berufs- und Fachleuten.
1969: AJBE wird zu «Arbeitsgemeinschaft für den Einsatz von Entwicklungshelfern» (AEE).