1990 – 2000: Wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung
Bis in die 1990er-Jahre bedeutete Entwicklung vor allem wirtschaftliche Entwicklung. Mit dem Brundtland-Report von 1987 veränderte sich dieses Verständnis und das Konzept der nachhaltigen Entwicklung – welche auch soziale und ökologische Aspekte einschliesst – rückte ins Zentrum. Die Partizipation wurde nun in der gesamten Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zum Mainstream und die Erkenntnis wuchs, dass Entwicklungsprojekte über den gesamten Projektzyklus von den lokalen Gemeinschaften getragen werden müssen. Lokale Akteur:innen wurden immer mehr in Entscheidungsprozesse einbezogen, was auch dazu führte, dass die Projekte effizienter und nachhaltiger wurden. Dennoch: Die Entscheidungsträger:innen aus dem Norden – inklusive jene bei den NGOs – tun sich schwer damit, Entscheidungsmacht und Verantwortung über die von ihnen zur Verfügung gestellten Ressourcen vollständig abzugeben – eine Debatte, die bis heute hochaktuell bleibt.
Ab 1990 setzt ein tiefgreifender Wandel ein, Unité wird zum heutigen «Schweizerischer Verband für personelle Entwicklungszusammenarbeit» und erhält ein Mandat der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zur konzeptuellen Erneuerung des bisherigen Einsatzmodells. Der Verband und seine Mitglieder spezialisieren und professionalisieren sich: Die Fachpersoneneinsätze werden einzeln von einer externen Expert:innenkommission geprüft und neue, innovative Einsatzarten entstehen. Diese reziproken Formen der Zusammenarbeit führen zu mehr Gegenseitigkeit zwischen Nord und Süd, die neu eingerichteten von Unité geleitete Koordinationsstellen im Süden zu mehr Koordination direkt vor Ort.
1994 entsteht das erste Verbandsprogramm, welches die Rolle der Partnerorganisationen im Süden stärkt – erstmals ist offiziell von Gegenseitigkeit die Rede und die ersten Süd-Süd- sowie Süd-Nord-Einsätze finden statt.