Die Personelle Entwicklungszusammenarbeit (PEZA) ist ein bewährtes Element der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. Sie besteht aus Einsätzen von qualifizierten Fachpersonen im Freiwilligenstatus in Ländern des Globalen Südens, während derer die Einsatzleistenden bei Partnerorganisationen als Mitarbeitende angestellt sind. Die PEZA ist eine Form der internationalen Zusammenarbeit, bei der nicht Geld oder Technologie im Vordergrund stehen, sondern der persönliche und professionelle Austausch zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen. Im Zentrum steht dabei die Unterstützung der Weiterentwicklung und Stärkung der lokalen Partnerorganisationen, die sich für bessere Lebensbedingungen in ihren Gemeinschaften engagieren. Neben diesen klassischen Nord-Süd-Einsätzen umfasst die PEZA auch Süd-Süd- und Süd-Nord-Einsätze, bei welchen Fachpersonen aus dem Globalen Süden einen Einsatz in anderen Ländern leisten.
Wir möchten Ihnen gerne Inhalte des Anbieters YouTube anzeigen, aber respektieren Ihre Privatsphäre. Falls Sie mit der Datenschutzerklärung des Anbieters einverstanden sind, klicken Sie bitte den folgenden Button, um die Inhalte anzuzeigen. Datenschutzerklärung
In dem von Make Me Smile betriebenen und von Comundo unterstützten Handwerkszentrum in Kenia wird jungen Schulabbrecherinnen eine Berufsausbildung ermöglicht und sie werden auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.
Zusammenarbeit fördern, Kapazitäten stärken
Ein Einsatz im Rahmen der PEZA erfolgt ausschliesslich auf Initiative und nach Bedarf einer Partnerorganisation im Globalen Süden. Diese definiert die Ziele und das Profil der gesuchten Fachperson. Damit wird sichergestellt, dass der Einsatz auf die Prioritäten vor Ort ausgerichtet ist und gezielt die Initiativen von Partnerorganisationen und lokalen Institutionen unterstützt. Die PEZA-Einsätze tragen dazu bei, die Fähigkeiten und Kapazitäten der Partnerorganisationen zu stärken oder weiterzuentwickeln, Leistungen für die lokale Bevölkerung zu erbringen.
Während ihrem Einsatz teilen die Fachpersonen die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung, was einen direkten, kontinuierlichen Austausch auf Augenhöhe über ihre beruflichen Kenntnisse und Werte mit ihren Berufskolleg:innen ermöglicht.1 Dabei liegt der Fokus auf dem Lernen voneinander und dem Arbeiten miteinander. Durch diesen gegenseitigen Austausch von Kompetenzen, Wissen und Ideen tragen die Einsatzleistenden zu einer effizienten und nachhaltigen Entwicklung bei.
In der PEZA ist das Risiko der Abhängigkeit vom Norden niedrig, da der interpersonelle und interprofessionelle Austausch im Vordergrund stehen. Der Einsatz ist zeitlich begrenzt und die Eigenverantwortung der lokalen Organisationen bleibt erhalten: Die gemeinsam entwickelten Aktivitäten sollen nach Abschluss der Zusammenarbeit von der Partnerorganisation selbstständig weitergeführt werden. So wird vermieden, dass externe Unterstützung lokale Strukturen ersetzt oder neue Abhängigkeiten schafft.
Martin Witmer
Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, viel zuzuhören und zuzuschauen. Erst einmal Interesse dafür zu zeigen, wie andere die Dinge angehen, statt Anweisungen zu geben. Ich mag den in Kamerun verbreiteten Ausdruck «let’s share ideas», der es allen erlaubt, ihre Herangehensweisen vorzuschlagen.
ehemaliger Einsatzleistender von Mission 21
Bescheidene Mittel, grosse Wirkung
Bei einem PEZA-Einsatz geht es nicht um grosse Infrastruktur-Projekte, sondern um den Austausch von Wissen und um die Stärkung der lokalen Organisationen. Dank dem persönlichen Engagement der Einsatzleistenden ist die PEZA eine Form der internationalen Zusammenarbeit, die mit bescheidenen Mitteln eine grosse Wirkung erzielt.
Die in der PEZA eingesetzten Fachkräfte erhalten für ihren Einsatz lediglich ein an die örtlichen Lebensbedingungen angepasstes Taggeld, um ihren Lebensunterhalt vor Ort zu finanzierten – und verzichten damit freiwillig auf einen Lohn auf Schweizer-Niveau.
Beitrag zur Agenda 2030 und zur Strategie der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz
Die Personelle Entwicklungszusammenarbeit ist ein national und international anerkanntes Instrument der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz. Sie ergänzt andere Formen der Entwicklungszusammenarbeit wie die technische oder finanzielle Zusammenarbeit. Die PEZA trägt zur Umsetzung der Agenda 2030 bei und leistet einen Beitrag zur Strategie der internationale Zusammenarbeit 2025-2028 der Schweiz.2
Die Aktivitäten von Unité als Dachverband tragen hauptsächlich zu Ziel 17 der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei, indem sie Globale Partnerschaften zur Erreichung der Agenda 2030 fördern. Die Personelle Entwicklungszusammenarbeit der Unité-Mitgliedorganisationen leistet einen Beitrag zur Erreichung der folgenden SDGs:
SDG 2: Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft
SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
SDG 4: Inklusive, hochwertige Bildung
SDG 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Als Kinderarzt in Zürich betreue ich oft auch Kinder aus fremden Kulturen. Dank meines Einsatzes kann ich gewisse Verhaltensweisen, Ansichten und Reaktionen besser verstehen, interpretieren und adäquater darauf reagieren. Mein Horizont bezüglich kultureller Errungenschaften des Menschen wurde erweitert und bisherige Ansichten in Frage gestellt.
ehemaliger Einsatzleistender der Mission am Nil
Erfahrungen, die prägen
Bei Einsätzen in der Personellen Entwicklungszusammenarbeit gilt das Prinzip der Reziprozität: Die Einsatzleistenden aus der Schweiz arbeiten eng mit lokalen Partnerorganisationen im Globalen Süden zusammen, wobei der Fokus auf dem Lernen voneinander und dem Arbeiten miteinander liegt. Dadurch setzen sich die Fachpersonen mit anderen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Realitäten auseinander. Sie lernen von den Partnerorganisationen und der lokalen Bevölkerung und entwickeln ein vertieftes Verständnis für globale Zusammenhänge und Ungleichheiten.
Nach ihrer Rückkehr bringen sie ihre Erfahrungen und Perspektiven in ihr Umfeld ein – sei es im Berufsalltag, in ihrem Sozialleben oder durch ein zivilgesellschaftliches Engagement. Sie tragen dazu bei, entwicklungspolitische Themen sichtbarer zu machen, fördern das Verständnis für globale Gerechtigkeit und motivieren andere, Verantwortung zu übernehmen. Damit leistet PEZA nicht nur im Globalen Süden einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, sondern auch in der Schweiz zu einer solidarischen, offenen und verantwortungsbewussten Gesellschaft.
1] Dieser gegenseitige Austausch von Kompetenzen und die Stärkung von Kapazitäten werden in mehreren Studien von Unité, dem Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit und vom International Forum for Volunteering in Development nachgewiesen.
2] Die Wirksamkeit der PEZA und den Mehrwert, den sie für die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit leistet, wurde 2018 in einer unabhängigen, von der DEZA in Auftrag gegebenen Studie, bestätigt (Hoffmann 2018).