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60 Jahre Personelle Entwicklungszusammenarbeit

Unité feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass organisieren wir am 19. September 2024 eine Jubiläumsveranstaltung in Form einer Konferenz zur Lokalisierung der Entwicklungszusammenarbeit. Grund genug, um auf die Geschichte des Verbands und die Bedeutung dieses wichtigen Themas im Laufe der letzten 60 Jahre zurückzublicken.

Sara Ryser

Die ersten Einsätze der Personellen Entwicklungszusammenarbeit (PEZA) fanden bereits in den 1950er-Jahren statt. Damals waren es vorwiegend Laienhelfer:innen, Missionare und Abenteuerlustige, welche meist für private Hilfswerke und kirchliche Organisationen in der «Dritten Welt» im Einsatz standen. 1963 reisten die ersten «modernen Schweizer Pioniere» im Namen des Bundesrats nach Afrika, um mit der Bevölkerung vor Ort die Entwicklung in Tunesien und Kamerun voranzutreiben. Die guten Absichten waren gross, doch gut gemeint ist nicht gut gemacht – auch (und aus heutiger Sicht besonders!) in der EZA nicht.

Niemand hatte auf die «Fortschrittsbringer» aus dem Norden gewartet und die Zusammenarbeit mit lokalen Partner:innen wurde weitgehend dem Zufall und dem persönlichen Engagement überlassen. Keine Rede und keine Spur damals von der «Lokalisierung der Entwicklungszusammenarbeit», welche heute als unabdingbar für erfolgreiche Entwicklungsprogramme und -projekte gilt.

Die Gründung von Unité und die Professionalisierung der PEZA

Den Schweizer Entsendeorganisationen wurde schnell klar, dass eine bessere Abstimmung zwischen ihrem Angebot und den Bedürfnissen im Süden erforderlich ist. Um diese zu gewährleisten und um die Vernetzung untereinander zu fördern, gründeten am 18. April 1964 Vertreterinnen und Vertreter von 15 Organisationen in Bern die Arbeitsgemeinschaft für den Einsatz junger Berufsleute in Entwicklungsländern (AJBE). Wie der Name signalisiert, lag der Fokus schon seit Beginn auf Einsätzen von gut ausgebildeten Berufsund Fachleuten – eine Abgrenzung, die mit dem Aufkommen des «Volontourismus» in den 1990er-Jahren umso wichtiger wurde.

Ab 1990 wurde aufgrund eines Mandats der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zur konzeptuellen Erneuerung der Freiwilligeneinsätze die Spezialisierung und Professionalisierung des Verbands angestossen. Mitgliedschaftskriterien und Qualitätsstandards wurden definiert, welche seither regelmässig den aktuellen entwicklungspolitischen Standards angepasst werden. 1994 entstand das erste Verbandsprogramm, in welchem die Rolle der Partnerorganisationen im Süden gestärkt wurde – erstmals war von Gegenseitigkeit die Rede und die ersten Süd-Süd- sowie Süd-Nord-Einsätze fanden statt.

Lokalisierung als Erfolgsfaktor

Heute ist die Personelle Entwicklungszusammenarbeit dank der hohen Qualität, Kontinuität und Nachhaltigkeit der Fachpersoneneinsätze ein anerkanntes Instrument der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz. Die Lokalisierung wurde zum zentralen Element. Die Grundlage für einen Einsatz ist immer ein Bedürfnis der Partnerorganisation im Globalen Süden; das Ziel ist die Stärkung ihrer Fähigkeiten und der lokalen Institutionen. Während ihrer oft langjährigen Einsätze sind die Fachpersonen in die Partnerorganisation integriert. Die Reziprozität – also der gegenseitige Austausch und das Lernen voneinander – steht dabei im Fokus der Zusammenarbeit.

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