Der Triple Nexus in Praxis
Eine neue Studie beleuchtet, wie der Triple Nexus von Unité’s Mitgliedorganisationen und ihren Partnern im Globalen Süden umgesetzt wird. Sie plädiert für Bescheidenheit. Anstelle einer programmatischen Erweiterung, einer zusätzlichen Berichterstattungspflicht oder einer Überschreitung des Budgetrahmens sollte der Nexus eine Chance sein, die lokalen Partner zu stärken.

Ein Umweltökonom, der mit Comundo im Einsatz ist, und ein nicaraguanischer Landwirt entwickeln neue Anbaumethoden, um die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen. Foto: KubaOkon, Comundo (2022)
Der Nexus zwischen humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung – auch Triple Nexus genannt – ist zu einem Leitprinzip der internationalen Zusammenarbeit geworden. Für Geldgeber wie die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ist er einerseits Bestandteil der Berichterstattung und andererseits ein Grundsatz für die Programmgestaltung und -umsetzung. Doch wie wird der Nexus in der Praxis konkret umgesetzt?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat Unité eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der Anwendung des Nexus in den Entwicklungsprogrammen seiner Mitgliedorganisationen und ihrer Partner im Globalen Süden befasst. Die Studie «Navigating the Triple Nexus – Lessons and Insights from Across Unité’s Ecosystem» wurde von Dr. Oliver Jütersonke durchgeführt und untersucht die unterschiedlichen Auffassungen, Vorgehensweisen und Ambitionen der Unité-Mitglieder und ihrer Partner. Sie untersucht die Herausforderungen bei der Berichterstattung und schlägt praktikable Massnahmen für die Zukunft vor.
Die Ergebnisse sind ermutigend. Für viele Mitglieder von Unité und ihre Partner sind Nexus Thinking und konfliktsensitives Programmmanagement bereits Teil ihrer täglichen Arbeit. Sie analysieren ihr Umfeld, koordinieren sich mit anderen Akteuren und stärken den sozialen Zusammenhalt in lokalen Gemeinschaften. Oft fehlen ihnen nur der internationale Fachjargon, um ihre Aktivitäten zu benennen; oder der Mut, Ergebnisse in der Friedensförderung und Konfliktprävention als systemische Veränderungen zu bezeichnen. Viele Beiträge fehlen deswegen in der Berichterstattung.
Die Rolle der lokalen Akteure, die sich in komplexen Umgebungen zurechtfinden und kontextspezifische Massnahmen ergreifen, ist von zentraler Bedeutung. Aufgrund ihrer Nähe zum jeweiligen Kontext verfügen sie über fundiertes Wissen und ein breites Netzwerk. Je fragiler das Umfeld ist, desto wichtiger ist es, Partnerorganisationen nicht nur als Durchführungspartner, sondern auch als souveräne Entscheidungsträger zu unterstützen, die in der Lage sind, komplexe Vorgänge zu steuern und Strategien entsprechend anzupassen.
Basierend auf der Untersuchung empfiehlt der Autor sechs praktische Massnahmen für Unité und seine Mitgliedsorganisationen. Dazu gehören beispielsweise regelmässige Akteur-Mappings und Konfliktanalysen, die Sensibilisierung für den Nexus innerhalb der gesamten Organisation sowie die Förderung der Berichterstattung über Friedensbeiträge auf Mikroebene durch qualitative Evaluationsmethoden.
Die Studie richtet sich zwar in erster Linie an das Unité-interne Publikum, bietet jedoch wertvolle Erkenntnisse für alle Entwicklungsakteur:innen, die an einer pragmatischen Umsetzung des Triple Nexus interessiert sind.
Dr. Oliver Jütersonke ist ein in Genf ansässiger strategischer Berater mit umfassender Erfahrung in von Konflikten betroffenen Gebieten in Subsahara-Afrika und Asien. Er arbeitet mit internationalen Organisationen, nationalen Behörden und zivilgesellschaftlichen Netzwerken in den Bereichen Frieden und Sicherheit, humanitäre Hilfe und nachhaltige Entwicklung zusammen.